Wiesenwanderung in Elbingerode
Bei herrlichem Frühsommerwetter trafen sich am 15. Juni 2014 27 Freunde der Harzer Landschaft zu einer Wanderung durch das Devonkalkgebiet zwischen Elbingerode und Rübeland. Treffpunkt war der Galgenberg in Elbingerode. Von dort aus führten Sylvia Lehnert und Kerstin Rieche die Gruppe durch die vielfältig gegliederte Kulturlandschaft.
Die naturräumlichen Gegebenheiten vermischen sich im Elbingeröder Komplex mit dem Einfluss des Menschen auf die Landschaft. Der Komplex erstreckt sich von Elbingerode über den Büchenberg bis nach Neuwerk. Im Mitteldevon bildeten sich an untermeerischen Vulkanen Korallenriffe, aus denen bis zu 600 m mächtige Kalkablagerungen entstanden. In diesem Gebiet dominiert kalkreiches Gestein, welches von Menschen seit Jahrhunderten abgebaut wird. Später bildeten sich Deckschichten aus Sanden und Tonen, die heute als Grauwacke vorliegen. Diese bildet ein saures Ausgangsgestein für die Bodenbildung, was sich in der Vegetation widerspiegelt.
Auf den kalkreichen Flächen stehen sogenannte Kalkmagerrasen und Kalkfelsspaltenvegetation. Sie beherbergen kalkverträgliche Arten wie das Sonnenröschen und den Schafschwingel. Als typischer Kalkzeiger gilt die Wiesenprimel. Auf den sauren Böden finden sich Borstgrasrasen und Bergwiesen mit typischen Pflanzen wie der Bärwurz und der Bergplatterbse. Die dominierende Art der Borstgrasrasen ist das Borstgras, außerdem kommen säureverträgliche Pflanzen wie das Heidekraut und der Dreizahn vor. Ein besonderer Höhepunkt der Wanderung in diesem Bereich war die Entdeckung des seltenen Wiesen-Leinblatts.
Die bergbauliche Nutzung der Landschaft hatte zur Folge, dass sich dort im Mittelalter viele Menschen ansiedelten. Sie bauten Siedlungen, betrieben Ackerbau und legten Wiesen und Weiden an. Rund um Elbingerode gibt es mehrere Standorte auf denen sich sogenannte Wüstungen, also aufgegebe Ortschaften befinden. Dazu gehören Bodfeld und Erdfelde. Über die Wölbäcker von Erdfelde ging der Blick während der Wanderung. Die Wiesen rund um Elbingerode entwickelten sich aufgrund ihrer Höhenlage bei 458 m ü. NN zu Übergangsformen zwischen submontaner Glatthaferwiesen und nährstoffarmer bzw. nährstoffreicher Bergwiese. Dies zeigt sich anschaulich am gemeinsamen Auftreten des für submontane Wiesen typischen Wiesen-Storchschnabels und des nur in montanen Lagen vorkommenden Wald-Storchschnabels. Die Unterscheidung der beiden Arten war eine Herausforderung für alle Wanderer und sorgte für viele Diskussionen.
In den kalkreichen felsigen Bereichen des Galgenbergs, direkt an der Grenze zum Tagebau haben sich wunderschöne, Halbtrockenrasen und Felsfluren angesiedelt. Mauerpfeffer und Fieder-Zwenke konnten leider nur aus der Ferne bewundert werden, denn auf dem Galgenberg weidete eine fleißige Schafherde. Aufmerksame Wächter in Gestalt von Herdenschutzhunden achteten streng darauf, dass niemand die Schafe störte. So ärgerlich dies im ersten Moment auch erschien, die Beweidung mit Schafen ist unabdingbar für die Erhaltung der Kulturlandschaft. Ohne die Tierhaltung, welche auch eine regelmäßige Mahd der Wiesen zur Gewinnung von Heu oder Silage mit sich bringt, würden die einzigartigen Lebensraumtypen der Verbuschung anheim fallen und verschwinden.
Nach circa drei Stunden und „nur“ drei zurückgelegten Kilometern endete die Wanderung am wieder am Galgenberg. Auf einfachen Wegen wurde eine vielgestaltige Landschaft mit ihrer reichen Geschichte, Geologie und Flora erwandert. Die nächste Wiesenwanderung findet am 13. Juli 2014 in Sorge statt. Wie immer freuen wir uns auf viele interessierte Teilnehmer!