Der Vogel mit der Zorro-Maske ist Botschafter für Streuobstwiesen
Der Grünspecht (Picus viridis) ist der Vogel des Jahres 2014. Damit fiel die Wahl auf einen Vogel, dessen Bestand sich innerhalb der letzten 20 Jahre deutlich erholt hat. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und der Bayrischen Landesbund für Vogelschutz (LBV) erklärten, dass dies eine einzigartige Entwicklung unter den häufigen Vogelarten Deutschlands sei.
Verbreitet ist der Vogel mit schönen, grünen Gefieder und charakteristischen Maske, die ihm den Beinamen „Zorro“ eingetragen hat, in ganz Europa. Ausnahmen bilden nur Irland sowie die Zone des borealen Nadelwalds in Skandinavien und Russland. Europaweit werden circa 860.000 Brutpaare geschätzt, von denen etwa 42.000 in der Bundesrepublik leben. Damit ist er inzwischen die zweithäufigste Spechtart in Deutschland.
Die positive Entwicklung der Population führen NABU und LBV auf relativ milde Winter sowie die Einwanderung der Art in städtische Grünanlagen und damit die Erschließung neuer Lebensräume zurück. Gleichzeitig sehen sie auch die Gefahr, dass eine derartige Entwicklung sich nicht wiederholen wird, beziehungsweise zum Erliegen kommt. Begründet wird dies mit der Gefährdung des bevorzugten Lebensraums des Grünspechts und seiner Anfälligkeit für Winter mit dichter Schneedecke, in denen er nur schwer Nahrung findet.
Der Grünspecht liebt halboffene extensiv genutzte Grünländer. Diese Charakteristik trifft ganz besonders auf Streuobstwiesen zu, in denen hochstämmige Obstbäume über ein- oder zweischürig genutzten Mähwiesen oder Weiden stehen. In den Bäumen legt der Grünspecht seine Bruthöhlen an. Oft bewohnt er eine ältere Höhle, arbeitet aber gleichzeitig jahrelang an mehreren Neuen. Auf den Wiesen und Weiden sammelt er seine Leibspeise: Ameisen. Dazu bohrt er mit seinem langen Schnabel Löcher oder fängt sie an Stellen mit offenem Boden, wie zum Beispiel Trittstellen von Rindern oder Schafen.
Leider sind Streuobstwiesen mit ihren wertvollen Baumbeständen gefährdet. Ihre Bewirtschaftung ist aufwendig und wenig rentabel, daher sind sie zunehmend von Auflassung betroffen. Ohne Pflege und Verjüngung sterben die Obstbäume nach und nach ab und werden durch dichte Gebüsche ersetzt, in denen der Specht keine Bruthöhlen angelegen kann.
Andere geeignete Habitate für den Grünspecht sind Gärten, Parks, halboffene Waldlandschaften und auch Brachflächen. Die intensive Bewirtschaftung von Grünflächen zum Beispiel in Städten oder Gärten stört allerdings das Leben der Insekten und entzieht dem Grünspecht und vielen anderen Vogelarten die Nahrungsgrundlage.
Insgesamt ist der Grünspecht in diesem Jahr Botschafter für die Erhaltung von Streuobstwiesen und einer extensiveren Bewirtschaftung von Parks und Gärten. Weitere Informationen über den Grünspecht, Streuobstwiesen und Tipps für das ökologische Gärtnern finden Sie auf der Internetseite des NABU.