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Kartierexkursion
15.07.2022 15:24 ( 1114 x gelesen )

Kartierexkursion zur Hasselquelle - Bericht

Anfang Juni trafen wir uns mit Mitgliedern des Botanischen Arbeitskreises Nordharz e. V. zu einer gemeinsamen Kartierexkursion bei Stiege. Ziel unserer Veranstaltung war eine aktuelle Bestandsaufnahme der Blüten- und Farnpflanzen auf den geschützten Biotopen. Die Ergebnisse liefern uns wichtige Rückschlüsse auf die Wirksamkeit der hier durchgeführten Pflegemaßnahmen. Die 16 Teilnehmer der Exkursion konnten bei optimalen Bedingungen die volle Schönheit der Wiesen erleben, genießen und letztendlich auch dokumentieren. Zur Freude aller wurde die Artenliste lang und länger und einige Ergänzungen seit der letzten Erfassung konnten hinzugefügt werden. Eine Erfolgskontrolle im wahrsten Sinn des Wortes.

Ein kleiner Bericht . . .



Die letzte Erfassung der Farn- und Blütenpflanzen stammte aus dem Jahr 2010. Die Wiesen sind als Flächennaturdenkmal (FND) geschützt und Teil des FFH-Gebietes “Selketal und Bergwiesen bei Stiege“.

Ursprünglich als Heuwiesen angelegt und zur Futtergewinnung für Kühe und Ziegen genutzt, haben die Wiesen im Laufe von Jahrhunderten so manchen Nutzungswandel überstanden. Die besonderen Standortbedingungen, vor allem der hohe Grundwasserstand, ließen in Kombination mit einer extensiven Nutzung Borstgrasrasen, Berg- und Feuchtwiesen sowie ausgedehnte Sümpfe entstehen. Seit 1990 wurde die landwirtschaftliche Nutzung aufgegeben. Heute erhalten Maßnahmen der Landschaftspflege, die durch den Landschaftspflegeverband Harz e. V. organisiert und durchgeführt werden, die wertvollen Lebensräume mit ihren seltenen und gefährdeten Arten.

In der Nähe des Haltepunktes Birkenmoor südwestlich von Stiege entspringen bei etwa 535 m NHN mehrere Quellbäche, die sich nach kurzer Zeit zu einem zunächst sehr kleinen Gewässer, der Hassel, vereinen. Hier endet das großflächige Rodungsgebiet um Stiege mit seinen ausgedehnten Äckern, Wiesen und Weiden. Bis hierher haben sich unsere Vorfahren von Stiege aus mit der landwirtschaftlichen Nutzung vorgewagt und auch auf den sehr nassen Standorten Heuwiesen angelegt.

Die Quellwiesen der Hassel mussten im Laufe vieler Jahrhunderte so manchen Wandel überstehen.
Wiesen wurden im Harz ab dem Mittelalter als Heuwiesen zur Winterfuttergewinnung für Kuh und Ziege angelegt. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts war Landwirtschaft im Nebenerwerb zur Selbstversorgung der Harzer Familien typisch und weit verbreitet. Das Grünland diente vorrangig der Heugewinnung. In Abhängigkeit von Klima, Boden, Relief und Nutzungsintensität bildeten sich verschiedene Bergwiesentypen heraus. Ortsferne Flächen wurden wenig bis kaum gedüngt. Mit der Gründung von Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften in den 1960er Jahren änderten sich im östlichen Harz die Nutzungsverhältnisse gravierend. Einschneidend waren im Exkursionsgebiet vor allem die Veränderungen mit der Bildung des Volkseigenen Gutes Hasselfelde in den 1970er Jahren. Industriemäßige Tierproduktion war das Instrument um die Versorgung der Bevölkerung aus eigenen Ressourcen zu sichern. Verschiedene Methoden gefährdeten die artenreichen Bergwiesen und Borstgrasrasen zunehmend. Sehr unproduktive oder schwierige Standorte wurden aufgegeben und zum großen Teil aufgeforstet. Auch die Wiesen im Quellbereich der Hassel sollten dieses Schicksal erleiden. Quellstellen, sumpfige und moorige Bereiche machten eine Nutzung mit schwerer Technik unmöglich. Melioration brachte nur teilweise den gewünschten Erfolg, umfangreiche Erlenaufforstungen waren schon geplant. Engagierte Menschen wussten dies, wenigstens teilweise, zu verhindern. 1988 wurde das als Flächennaturdenkmal „Hasselquelle“ ausgewiesen. Ziel war es, vor allem bestandsbedrohte Pflanzengesellschaften wie Trollblumen-Schlangenknöterich-Feuchtwiese, die nasse Ausbildung der nährstoffarmen Borstgrasrasen (Nardetum-Polygonatum) und Hochstaudenfluren vor Beweidung und Aufforstung zu bewahren.

Die traditionelle Schnittnutzung wurde teilweise fortgeführt, da man noch Heu für Forstpferde oder die private Tierhaltung benötigte. Diesen Flächen blieben die negativen Folgen der Intensivierung erspart. Sie sind heute unsere Schatzkästchen der Artenvielfalt und Biodiversität. Nach der politischen Wende fielen die Wiesen größtenteils brach, da man das Futter nicht mehr benötigte. Der Verlust wertvoller Lebensräume des Offenlandes und seltener Arten drohte erneut. Ersatz wurde in der Landschaftspflege durch den Landschaftspflegeverband Harz gefunden. In den 1990er Jahren waren es ABM-Maßnahmen, ab 2005 aus EU-Mitteln finanzierte Naturschutzprojekte oder Eigenmittel des gemeinnützigen Vereins, die die notwendige dauerhafte Pflege ermöglichen.

Am Ende des Tages füllten über 140 Pflanzen die Artenliste. Eine stattliche Anzahl! Fast ein Drittel davon stehen in den Roten Listen Deutschlands oder Sachsen-Anhalts als gefährdet.

Detaillierte Ergebnisse sind auf der Internetseite des Botanischen Arbeitskreises Nordharz e. V. eingestellt (Link).


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