2010 : Bergwiesenwanderung 2/2010
15.06.2010 23:45 ( 5589 x gelesen )
Bunt und würzig - Eine Wanderung der besonderen Art
Es duftet aromatisch nach Bärwurz, der Wald-Storchschnabel leuchtet violettblau aus einem weiß-grünen Mix von Bärwurz und Gräsern hervor, Berg-Platterbse oder Wiesen-Schlangenknöterich steuern einen Hauch Rosa bei und manchmal gesellt sich noch das leuchtende Gelb der Arnikablüten dazu. Frühsommer im Harz – das bedeutet vor allem im Oberharz bunt blühende Wiesen im Kontrast zu dunklen Fichtenwäldern.
Ein Fest für alle Sinne.
Der Landschaftspflegeverband Harz e.V. schützt und pflegt seit fast 20 Jahren die Bergwiesen des Harzes. Naturnahe Bergwiesen sind wertvolle Lebensräume des Offenlandes und stehen in Sachsen-Anhalt unter gesetzlichem Schutz. Wiesen sind als Kulturbiotope auf eine dauerhafte Bewirtschaftung oder Pflege angewiesen. Wo es keine Landwirtschaft mehr gibt, muss Pflege her. Wiesenpflege findet eher im Verborgenen statt und erregt keine besondere Aufmerksamkeit. Als gemeinnütziger Verein finanzieren wir unsere Arbeit aber vor allem aus den Beiträgen und Spenden. Seit 2006 stellte sich für uns zunehmend die Frage, wie wir unsere Arbeit mehr in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rücken und neue Mitglieder gewinnen können.
Es entstand die Idee, geführte Wanderungen anzubieten und so interessierten Bürgern, Kindern und Jugendlichen das Thema Bergwiesen unter fachkundiger Anleitung nahe zu bringen. Nach dem Motto „Man schützt nur, was man liebt und man liebt nur, was man kennt.“ wollen wir den Menschen, ob groß oder klein, das Schöne und Besondere der Harzer Bergwiesen hautnah zeigen. „Genießen – Informieren – Schützen“ ist das Motto. Im Gegensatz zu Fachexkursionen sollen nicht Experten über Flora und Fauna fachsimpeln. Unsere Zielgruppe ist jeder Urlauber oder Einwohner, ohne botanische oder zoologische Vorbildung.
Am 13. Juni waren der Große und der Kleine Rappenberg bei Benneckenstein unser Ziel. Kräuterreiche - weil ungedüngte - Wiesen gibt es rings um Benneckenstein in Hülle und Fülle. Die Wanderung gehörte zu einer bundesweiten Aktion „ Gemeinsam wandern – Deutschlands Vielfalt erleben“, die für das Thema biologische Vielfalt sensibilisieren möchte. Über 40 Teilnehmer fanden sich um 14.00 Uhr an der Waldschneise ein. Gemeinsam ging es bis zum Großen Rappenberg. Dort teilten sich Sylvia Lehnert und Kerstin Rieche als Wanderführer die „Arbeit“ und die Gruppe.
Wer hätte gedacht, dass nicht jede Wiese im Harz eine Bergwiese ist? Das Rezept lautet: Man nehme rauhes Klima, vielfältige Standorte und mische sie mit einer extensiven Nutzung – und erhält Bergwiesen in großer Vielfalt. Diese gelbblühende Pflanze soll ein schnöder Schmarotzer sein? Auf einem Rundkurs mit fantastischem Brockenpanorama und Blick auf Benneckenstein entging den Wanderern nichts. Ehemalige Kartoffeläcker sind heute Grünland, daneben gedeihen auf mageren Böden nährstoffarme Bergwiesen und Borstgrasrasen. Die Wiesen sind oft ein Mosaik verschiedener Lebensräume. In feuchteren Senken und Bachtälchen gehen die Bergwiesen in Feuchtwiesen über und es gesellen sich unter anderem Wiesen-Schlangenknöterich, Trollblume, Sumpf-Vergißmeinnicht und Orchideen hinzu. „Und was ist das?“ war eine häufig gestellte Frage. Warum ist die Arnika so selten? Woher kommt der Name Kanten-Hartheu? Auf jede Frage gab es eine Antwort. Auch die frühere Nutzung der Bergwiesen als Apotheke kam zur Sprache.
Nicht nur ein Höhepunkt war zu bestaunen. Im Großen Rappental waren die blauen Blüten der Sibirischen Iris der Hingucker. Direkt am Wegesrand öffneten die ersten Arnikapflanzen ihre Blüten. Selbst der seltene Schwarzstorch zeigte sich. Das Brockenmassiv und ein blauer Himmel waren eine tolle Kulisse. Beeindruckt und begeistert von der Vielfalt der Lebensräume und Arten beendeten wir am „Waldschlößchen“ nach drei Stunden die Wanderung.
Wir bedanken uns herzlich bei allen fleißigen Spendern und freuen uns auf die nächste Wanderung am 11. Juli in Tanne.