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Bergwiesen im Harz - Kulturerbe und Lebensraum


Kulturerbe Bergwiese

 Bergwiese bei Neuwerk     Bergwiese mit Stattlichem Knabenkraut und Wiesenprimel

Die Harzer Bergwiesen gehören genauso zu unserem kulturellen Erbe, wie historische Stadtkerne, Kunst-werke oder technische Denkmäler. Sie sind von Menschenhand geschaffene Zeugen einer jahrhundertealten Kulturlandschaft.  Ihre Entstehung fällt in die Blütezeit des Harzer Bergbaus - das 15./16. Jahrhundert. Ohne das Zutun des Menschen würden sie sehr schnell aus unserer Landschaft wieder verschwinden. Ihre größte Ausdehnung hatten sie im 17. Jahrhundert.  

Das Bewahren extensiver Bewirtschaftungsformen - hier in erster Linie  Mahd aber auch Weide - ist für die Erhaltung der Bergwiesen als Kulturbiotop unverzichtbar.


Bergwiesen bei Buntenbock

               

Bergwiesen und Bergbau.
Traditionell gehörten Bergbau und Bergwiesen im Harz eng zusammen. Ohne die von den Bergleuten im Nebenerwerb betriebene extensive Landwirtschaft hätten die Bergwiesen in ihrer Vielfalt nicht entstehen können. Den Bergleuten wurde in den Bergfreiheiten u. a. das Recht auf das Anlegen von Heuwiesen zur Gewinnung von Winterfutter für das gehaltene Vieh eingeräumt. Harzkuh und -ziege sicherten das Überleben der Familien. Gemäht wurde oft nur einmal im Jahr, der erste Schnittzeitpunkt lag meist um Johanni
(24.06.). Manchmal reichte der  Aufwuchs für einen zweiten Schnitt,  wenn auch erst im August bis September.
Die Feuchtwiesen in den Bachauen, gut gedüngte Wiesen in Ortsnähe erlaubten auch zwei Nutzungen im Jahr. Erst im Herbst wurden die Flächen zur Nachbeweidung freigegeben. Bis dahin wurden die Kuhherden auf die Waldweiden getrieben. Die Nutzung der oft kargen Grünländer als Mähwiesen bildete so die Grundlage für die Entwicklung eines ganz spezifischen Lebensraumes. Bedingt durch die vielen unterschiedlichen Standort- und Klimaverhältnisse im Harz entstand ein buntes Mosaik verschiedenster Lebensraumtypen.


Lebensraum Bergwiese

Die Bergwiesen werden oft sehr treffend als „Juwelen der Artenvielfalt“ bezeichnet. Dies ist bei weitem nicht übertrieben. Neben den typischen Vertretern der Bergwiesenflora wie dem farbenprächtigen Wald-Storchschnabel, der aromatischen Bärwurz, der bizarren Teufelskralle, dem zierlichen Wiesen-Schaumkraut oder der borstigen Perücken-Flockenblume, findet man hier zahlreiche geschützte und bedrohte Arten, wie heimische Orchideen, Gemeine Betonie, Wollgräser oder die Sibirische Schwertlilie. Besonders im Ostharz sind die Wiesen sehr artenreich ausgeprägt. Nicht selten finden sich hier über 100 verschiedene Arten von Farn- und Blütenpflanzen. Die kräuterreichen Wiesen bilden wiederum die Lebensgrundlage für eine Vielzahl von Insekten, vor allem Zweiflügler und Tagfalter. Die Feuchtwiesen in den zahlreichen Bachtälern sind z. B. Nahrungsraum für den seltenen Schwarzstorch.

Was versteht man unter naturnahen Bergwiesen?

- artenreiches Grünland des Berglandes der montanen bis submontanen Stufe

   (> 400 m bis 1.000 m NHN)

- extensive Nutzung durch Mahd oder gelegentliche Beweidung

- keine oder nur geringe Düngung

- verschiedene Typen blütenreicher Goldhafer-Wiesen und Bärwurz-Borstgrasrasen mit großer regio-naler Vielfalt

- häufig auch Übergänge zu Nasswiesen

- reich an Mittelgräsern und Kräutern
 

Vorkommen in Sachsen-Anhalt/Niedersachsen
 
- nur im Harz (diese sind die nördlichsten Bergwiesen in Deutschland)
- vor allem in Ortsrandlagen des östlichen Oberharzes und des westlichen Unter-harzes

Bergwiesen sind gefährdet

Bergwiesen sind durch den Nutzungswandel stark in ihrer Existenz bedroht. Vor 1965 gab es wahrscheinlich noch über 4.000 ha Bergwiesen im Harz. Vor allem im 20. Jahrhundert veränderten sich die Nutzungsbedingungen einschneidend. Ab den 1960er Jahren wirkte sich die starke Intensivierung der Landwirtschaft in der DDR im Ostharz besonders negativ aus. 

Bergwiesen im Harz 1997 2009
gesamt 1.650 ha 2.500 ha
Niedersachsen 1.000 ha 1.000 ha
Sachsen-Anhalt 650 ha 1.500 ha

nach WEGENER (1997) und LEHNERT (2009)

heutige Gefährdungsursachen

- Änderung der Nutzungsformen
- Intensivierung (Düngung, frühe und intensive Nutzung)
- Nutzungsaufgabe (vor allem abgelegene Splitterflächen, Steillagen)
- Umbruch
- Aufforstung
- Melioration
- Bebauung
 
Kennzeichnende Pflanzenarten 

Goldhafer-Wiesen
Wald-Storchschnabel
Bärwurz
Perücken-Flockenblume
Ährige Teufelskralle
Schlangen-Knöterich
Berg-Rispengras
Weicher Pippau
Bärwurz-Borstgrasrasen
Bärwurz
Arnika
Heide-Labkraut
Pyrenäen-Vermeinkraut
Borstgras
Hunds-Veilchen
Blutwurz

Bergwiesen zum Entdecken und Genießen

In Benneckenstein wurde 2011 ein Bergwiesen-Lehrpfad eingerichtet, der auf einer Länge von 5 km zum individuellen Entdecken und Genießen der Harzer Bergwiesen einlädt. Der Rundweg führt  auf bequemen Wegen um den Pfeiferberg durch das Natur-schutzgebiet „Harzer Bachtäler“.


Wer mehr über die verschiedenen Bergwiesentypen, charakteristische Pflanzen und Tierarten oder zur Entstehung und Nutzung der Bergwiesen erfahren möchte, dem em-pfehlen wir das Begleitheft zum Lehrpfad. Ergänzend zu 5 Schautafeln am Weges-rand werden in der kleinen Broschüre 10 weitere Stationen ausführlich beschrieben. Auf den Tafeln kann man die Informationen auch über einen QR-Code vor Ort beziehen.


Bergwiesen im Winter

Im Winter kann man die Bergwiesen von einer ganz anderen Seite erleben. Die Natur hat sich unter dem Schnee zur Ruhe zurückgezogen. Frost und Eis malen wunderbare Landschaftsbilder und lassen die Bäume und Sträucher ganz anders aussehen. Bei einer Skitour rund um den Pfeiferberg kann man unseren Bergwiesen-Lehrpfad sportlich erkunden und schon mal vom nächsten Bergwiesensommer träumen.

 Infotafel in Benneckenstein

 

 

  

 

Die Informationstafeln des Bergwiesen-Lehrpfades lassen sich auch per Ski oder bei einem Winter-spaziergang erkunden. Die Skiloipe am Pfeiferberg in Benneckenstein führt direkt daran vorbei.


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